Für eine engere Zusammenarbeit der SRG mit privaten Medienunternehmen gibt es gemäss einer neuen wissenschaftlichen Studie in Europa bereits vielfältige Vorbilder, und sie wird auch von vielen Direktbeteiligten in der Schweiz gewünscht. Die grösste Herausforderung sei es allerdings, keine Wettbewerbsverzerrung zu verursachen – wie sie zur Zeit im Falle des Werbemarkt-Joint-Ventures Admeira drohe. Die Studie wurde von Dr. Stephanie Grubenmann und Prof. Stephan Russ-Mohl (beide Università della Svizzera italiana, Lugano) im Auftrag des Verbandes Schweizer Medien erstellt.
Im Rahmen der Studie äusserten sich Praktiker und Medienexperten zu Chancen und Risiken von Kooperationen zwischen der öffentlich finanzierten SRG und privaten Medienunternehmen. Der Bericht zeigt, dass ein grosses Interesse an Kooperationen besteht und offene Gespräche sowie eine politische Diskussion angezeigt sind. Wenig Konfliktpotenzial in Bezug auf unerwünschte Bevorteilung von Marktpartnern sehen die Studienautoren bei einer Zusammenarbeit in nicht-kompetitiven Bereichen wie der Forschung und Ausbildung. Feiner austariert müsse die Kooperation im redaktionellen Bereich sein. Hier sollten in einer ersten Phase explorative, zeitlich befristete und gegebenenfalls zurücknehmbare Projekte unter Einbezug möglichst vieler privater Medienunternehmen lanciert werden. Gestartet werden sollte in politikfernen Bereichen. Besonders interessant ist aus Sicht der Befragten eine Zweitverwertung von SRG-Inhalten und die Öffnung der Audio- und Video-Archive der SRG. Diese Inhalte seien bereits von den Gebührenzahlern finanziert und es bestehe ein öffentliches Interesse für eine grösstmögliche Verbreitung. Soll die Medienvielfalt in der Schweiz effektiv gefördert werden, müssten aus Sicht der Studienautoren vor allem auch kleine Medienunternehmen und Start-Ups in die Projekte einbezogen werden.
Der Verband Schweizer Medien begrüsst die Resultate der Studie und ist überzeugt, dass nur ein partnerschaftliches Nebeneinander öffentlich-rechtlicher und privater Medien die Medienvielfalt in der Schweiz stärken kann. Das Werbemarkt-Joint-Venture Admeira, in dem ein staatlich kontrolliertes und ein staatlich finanziertes Unternehmen gemeinsam mit einem einzelnen privaten Anbieter den Werbe- und Medienmarkt zu konsolidieren versuchen, zielt deshalb in die falsche Richtung. Die Politik muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass eine vielfältige Medienlandschaft bestmöglich gefördert wird. Der Verband Schweizer Medien unterstützt deshalb die Bestrebungen verschiedener Parlamentarier, sich für eine vielfältige Medienlandschaft einzusetzen. Die parlamentarischen Initiativen des Freiburger CVP-Ständerats Beat Vonlanthen und des Genfer FDP-Nationalrats Hugues Hiltpold, welche der SRG Kooperationen ausdrücklich erlauben, wenn die Medienvielfalt in der Schweiz dadurch gestärkt wird und sich alle interessierten Unternehmen zu gleichen Konditionen beteiligen können, gehen aus Sicht des Verbandes Schweizer Medien in die richtige Richtung.
Dass Public Private Partnerships auch in der Schweizer Medienbranche zwischen den privaten Medien und der SRG funktionieren können, zeigen bereits die Zusammenarbeit bei der Schweizer Depeschenagentur SDA, der Schweizer Mediendatenbank SMD und der Schweizer Journalistenschule MAZ.
Die Studie basiert auf Leitfadeninterviews mit 36 handverlesenen Schweizer Medienpraktikern und -experten sowie auf weiteren Gesprächen mit 20 ausländischen Kennern der Materie. Sie ist explorativ, nicht repräsentativ.
Links
Studie „Zusammenarbeit statt Konkurrenz“, Russ-Mohl/Grubenmann
http://www.schweizermedien.ch/getattachment/Artikel/Medienmitteilung/Private-Medienunternehmen-und-SRG-Zusammenarbeit-ist-moglich/160422_Studie_Zusammenarbeit_statt_Konkurrenz.pdf.aspx
Parlamentarische Initiative SR Beat Vonlanthen
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20160410
Parlamentarische Initiative NR Hugues Hiltpold
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20160422
Kontakt
Andreas Häuptli, Geschäftsführer VSM, 044 318 64 64, andreas.haeuptli@schweizermedien.ch
Prof. Stephan Russ-Mohl, 058 666 47 69, stephan.russ-mohl@usi.ch