Verlegerverband appelliert an Gewerkschaften
28. November 2023
Der Verlegerverband beurteilt die Forderung der Gewerkschaften in den laufenden Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag als nicht nachvollziehbar. Der VSM fordert daher die Gewerkschaften auf, ihre Forderungen zu überdenken.
Die Gewerkschaften Impressum und Syndicom fordern in einer Online-Petition von den Mitgliedern des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN (VSM) bessere Konditionen in den laufenden Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für Medienschaffende. Für den VSM sind die Forderungen der Arbeitnehmerorganisationen im aktuell äusserst schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nicht nachvollziehbar. Kontinuierliche Umsatzeinbussen durch die konjunkturelle Entwicklung und den weiter voranschreitenden Strukturwandel setzen die Medienunternehmen stark unter Druck.
Der VSM bedauert, dass die Verbände Impressum und Syndicom das vorliegende Angebot der Verleger ablehnen. VSM-Geschäftsführer Stefan Wabel: «Das Resultat der Verhandlungen über den GAV wird unserer Ansicht nach zu stark auf den Mindestlohn für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger reduziert. Die übrigen deutlichen Verbesserungen, welche der GAV bringen würde und die allen Medienschaffenden zu Gute kämen, werden von den Gewerkschaften einfach ausgeblendet.» Der in Aussicht gestellte GAV hätte eine rund 20-jährige Periode des vertragslosen Zustandes beenden sollen. Trotz der aktuell tiefgreifenden Umwälzungen in der Medienbranche und der schwierigen wirtschaftlichen Situation hat sich das Präsidium des VSM zu weitgehenden Konzessionen bereit erklärt und zum Beispiel Verbesserungen im Kündigungsschutz, einen ausgebauten Sozialschutz bei Krankheit oder Elternschaft sowie bessere Bedingungen für freie Mitarbeiter angeboten.
Die Kritik der Gewerkschaften zielt nun insbesondere auf den Mindesteinstiegslohn von 4’800 Franken pro Monat (bei 13. Monatslöhnen) für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Derselbe Lohn wurde kürzlich von denselben Gewerkschaften für die private Radio-/TV-Branche für gut befunden. Es ist für den VSM nicht nachvollziehbar, weshalb der in dieser Branche vor kurzem verhandelte Mindestlohn nun kritisiert wird, zumal die Radio/TV-Stationen grösstenteils gebührenfinanziert und damit gegenüber den Printmedien bevorteilt sind. Im vergangenen Jahr wurde eine wirksame Medienförderung abgelehnt, welche die wirtschaftliche Basis der Verlage verbessert hätte.
Der VSM appelliert daher an die Gewerkschaften Impressum und Syndicom resp. an deren Mitglieder, die aktuelle Position zu überdenken. «Die Gewerkschaften zeigen sich bereit, für Medienunternehmen, welche sich in schwierigen finanziellen Situation befinden, einen tieferen Mindesteinstiegslohn zu akzeptieren. Das muss für alle Medienunternehmen gelten. Denn es gibt aktuell keine Redaktion, die nicht mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert ist», so Wabel.
Für den Verlegerverband ist klar: auch ohne GAV setzen sich die Verlegerinnen und Verleger für attraktive Anstellungsbedingungen ein. Stefan Wabel erläutert: «Trotz den äusserst schwierigen Bedingungen investieren die Verlegerinnen und Verleger viel in attraktive Arbeitsbedingungen. So gehören flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsangebote, Programme zur Personalentwicklung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute zum Standard in den Redaktionen.» Gute Arbeitsbedingungen, das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Mitarbeiterzufriedenheit sind für die Mitglieder des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN (VSM) von zentraler und essenzieller Bedeutung.