SRG-Studie greift zu kurz: Zentrale Fragen bleiben unbeantwortet

  21. Oktober 2024
 SRG-Studie greift zu kurz: Zentrale Fragen bleiben unbeantwortet

Zürich, 21. Oktober 2024

Die heute veröffentlichte Studie zur Rolle der SRG im Medienmarkt ist unzureichend und lässt zentrale Fragen unbeantwortet. Der Verlegerverband SCHWEIZER MEDIEN stellt die Schlussfolgerungen der Studie deshalb entschieden in Frage und verweist auf aktuelle Marktanalysen aus Deutschland und Österreich. Diese zeigen auf, dass das Angebot der öffentlich-rechtlichen Anbieter das Online-Angebot der privaten Medien schwächt, weshalb konkrete Einschränkungen dringend notwendig sind. 

Eine neue Studie des fög der Universität Zürich sagt aus, dass es keine empirische Evidenz für die Verdrängung privater Medien durch die SRG gäbe. Doch die Studie ist ungenügend. Die eigentliche Frage, ob Nutzerinnen und Nutzer das Angebot der privaten Medien intensiver nutzen würden, wenn es kein kostenloses Online-Angebot der SRG gäbe, wird nicht beantwortet. Ebenso bleibt das effektive Zeitbudget, welches für die Nutzung unterschiedlicher Medienangebote aufgewendet wird, in der Studie gänzlich unbeachtet, was starke Zweifel an den Schlussfolgerungen der Studie aufbringt.

Analysen aus Deutschland und Österreich zeigen Verdrängung auf

Die Studie des fög weist aus, dass SRG-Nutzerinnen und Nutzer private Medienangebote stärker nutzen als Nicht-SRG-Nutzer. Dies ist kein Beweis dafür, dass es keine Verdrängung durch das Online-SRG-Angebot gibt. Vielmehr müsste man untersuchen, wie sich das Nutzungsverhalten ändern würde, wenn es kein kostenloses Online-Angebot der SRG gäbe. Zwei aktuelle Marktanalysen aus Deutschland und Österreich haben diese Fragestellung untersucht und belegen sehr wohl negative Auswirkungen der presseähnlichen öffentlich-rechtlichen Online-Nachrichtenangebote auf die Nutzung kostenpflichtiger News-Angebote privater Medien. 

Die beiden Studien des deutschen Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) beziehungsweise des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) kommen unabhängig voneinander zum Schluss, dass kostenlose Online-Nachrichtenangebote des gebührenfinanzierten Rundfunks die zusätzliche Nutzung kostenpflichtiger privater Medienangebote stark beeinträchtigen oder gar verhindern. Diese Schlussfolgerungen lassen sich auch auf die Schweiz übertragen.

Einschränkung der Online-Aktivitäten der SRG sind zwingend

Die negativen Auswirkungen auf die privaten Medien gefährden das bewährte duale System und müssen in der anstehenden Diskussion über den Auftrag der SRG dringend berücksichtigt werden. Der Verlegerverband fordert, dass die Online-Aktivitäten der SRG auf allen Ebenen eingeschränkt werden und die SRG die in der Verfassung festgeschriebene Rücksichtnahme auf die privaten Medien wahrnimmt. Nur wenn sich die SRG und die privaten Medien ideal ergänzen, ist die Medienvielfalt und das journalistische Angebot in allen Regionen der Schweiz sichergestellt. 

Hauptbefunde des Jahrbuchs Qualität der Medien

Die jährlich durchgeführte Hauptstudie des Jahrbuch „Qualität der Medien“ 2024 zeigt, dass die Nutzung von Nachrichtenmedien in der Schweiz weiterhin rückläufig ist, mit einem Höchststand von 46 Prozent der Bevölkerung, die kaum noch Nachrichten konsumiert. Positiv ist, dass das Vertrauen in die Medien unter denjenigen, die sie nutzen, weiter hoch ist. Die Qualität der Schweizer Medien bleibt ebenfalls stabil, wobei gemäss Einschätzung der Befragten die Professionalität aufgrund zunehmender Emotionalisierung der Berichterstattung teilweise leide.

Der hohe Anteil der sogenannt "News-Deprivierten" ist besorgniserregend und stellt eine Gefahr für den demokratischen Zusammenhalt in der Schweiz dar. Die zunehmende Medienkonzentration und der Rückgang der inhaltlichen Vielfalt, besonders bei nationaler Berichterstattung, verschärfen die Situation. Gleichzeitig stagnieren sowohl die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten als auch die Werbeeinnahmen, die in den letzten Jahren stark gesunken sind.

Es braucht nun ideale Rahmenbedingungen, damit sich die Schweizer Medienlandschaft auch in Zukunft behaupten und den aktuellen Trends entgegenwirken kann. Dazu gehört, das duale Mediensystem wieder in Balance zu bringen, die bestehende Medienförderung auszubauen und den Schutz journalistischer Inhalte im Internet zu gewährleisten. 

Das Jahrbuch "Qualität der Medien" 2024 des fög findet sich hier.