Phillip Evans: Regulierung aus Konsumentensicht

  08. September 2016
Phillip Evans: Regulierung aus Konsumentensicht

Die radikale Trennung von Grundauftrag und kommerzieller Leistung kennt die BBC. 

Das britische Modell erklärte Phillip Evans, Stellvertretender Vorsitzender der Wettbewerbsbehörde im United Kingdom. “Auntie”, die “Tante”, wie die Briten die BBC liebevoll nennen, kann zwar kommerzielle Abteilungen wie ihre internationalen Programme produzieren, aber sie müssen vollständig vom Grundversorgungsangebot abgekoppelt sein. Das führt umgekehrt dazu, dass kommerziell vermarktete Serien Geld in die öffentlich-rechtliche Anstalt einspielen.  

Im UK gelte ein verschachteltes System von Regulierungen für Veranstalter, die nach unterschiedlichsten Modellen funktionieren, sagte Evans. Im Land der Fussball-, Rugby- und Cricket-Fanatiker sind inzwischen sogar einige Sportwettbewerbe zu Events von nationaler kultureller Bedeutung ernannt worden, für welche die Lizenzen nicht exklusiv vergeben werden dürfen. 

Im sich rasend schnell entwickelnden Broadcasting-Markt sei es wesentlich, rechtzeitig regulierend einzugreifen. “Wenn wir es nicht tun, unterbinden wir Innovation”, denn der Markt der Zukunft werde von dem geprägt, was die Dreissigjährigen heute konsumierten. Als die Video-Streaming-Dienste zum Regulierungs-Thema wurden, habe er sich zuerst gewundert: Der amerikanische Anbieter Netflix hatte noch nichts im Angebot, was ihn als Konkurrenz für TV-Sender erscheinen liess. Inzwischen konsumiert die Hälfte der jungen Briten kein lineares Fernsehen mehr.  Als seine Tochter an die Uni umzog, habe er ihr ein TV-Gerät schenken wollen – “Sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte”: Sie schaue zwar unzählige koreanische Soap-Operas, aber das auf ihren digitalen Geräten.

Die Anforderung an den Service public, zu informieren, zu erziehen und zu unterhalten, gebe immer noch Anlass für Diskussionen darüber, ob die werbefreie BBC nicht ausschliesslich langweilige, belehrende Sendungen produzieren solle. Die Verleger beklagten sich, als die BBC anfing, kommerzielle Presseprodukte im Dunstkreis ihrer erfolgreichsten Sendungen zu lancieren: Hier griff die Auflage, dass sie vollständig von der öffentlich rechtlichen TV-Veranstalterin abgekoppelt sein mussten. 

Dabei sei rund um die BBC ein Markt für Produktionsfirmen entstanden, denn das Haus könne längst nicht mehr alles selber herstellen. Eine Auflage besteht darin, dass alle Wettbewerbs- und Ausschreibungsgesetze eingehalten werden müssen. 

Die differenzierte Regulierung mit einigen Kernprinzipien habe zu weniger Debatten, aber viel Unternehmertum im Bereich der Produzenten geführt, sagte Evans. Erreicht habe man das im UK, indem die Regulierung konsequent im Hinblick auf die Auswirkungen für die Konsumenten verfasst worden sei.

 

Video Referat Phillip Evans:

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