Auch wenn die No-Billag-Initiative dem Verband SCHWEIZER MEDIEN zu radikal sei: Eine Katastrophe wäre ihre Annahme nicht, sagte Verleger Peter Wanner. Denn die SRG würde nicht liquidiert, sondern lediglich in den Markt entlassen. Dieser Markt sei im Umbruch, und die SRG sei gemäss Verfassung Artikel 93 Absatz 4 verpflichtet, in ihren Aktivitäten auf die Presse Rücksicht zu nehmen.
Während die Verlage in den letzten zehn Jahren die Hälfte ihrer Werbeeinnahmen verloren haben, sei die SRG dank der finanziellen Sicherheit der Zwangsgebühr, einer verkappten Mediensteuer, zum grössten Medienveranstalter der Schweiz geworden. Sie beherrsche 65% Prozent des Radiomarktes, betreibe 17 Radio- und 7 Fernseh-Sender, 15 Websites und – wie nur dank einer Anfrage im Parlament ans Tageslicht gekommen sei – weit über 200 Social Media-Accounts.
Der Verband SCHWEIZER MEDIEN ist deshalb der Ansicht, dass Selbstbeschränkung der SRG not tue.
Keine Werbung nach 20 Uhr
Er setze sich ein für einen Werbeverzicht der SRG ab 20 Uhr: In Frankreich und Deutschland funktioniere diese Auflage sehr gut, sie diene den Privaten und sei bei den Konsumenten populär.
Im Internet soll die SRG abgesehen von der 1:1-Wiedergabe Ihrer Rundfunk-Sendungen und kurzer Texte mit klarem Bezug zu den Inhalten keine weiteren Angebote schalten: Eine Internet-Zeitung der SRG sei eine direkte Konkurrenz zu den Verlagen, die sich in einer digitalen Transition befinden.
«Hier wünschen wir mehr Transparenz: Wir wollen wissen, wie viele Gebührengelder in Internet-Aktivitäten fliessen», sagte Wanner. Inzwischen sei bekannt, dass für Online-Redaktion 56 Millionen ausgegeben würden – «wahrscheinlich ist es mehr, und wir fragen uns, warum die SRG in diesem Bereich so zurückhaltend ist mit der Bekanntgabe von Zahlen».
Eine weitere Forderung des Verbands lautet: Keine Web-Only-Formate der SRG: Was sie produziere, müsse linear gesendet werden, im Bereich der reinen Online-Inhalte spiele der Markt, und es käme durch die SRG nur zu einem Überangebot.
Für die Verleger zentral ist der Werbeverzicht der SRG im Internet: Der beruhe derzeit auf einer Verfügung von Bundesrätin Doris Leuthard, die aber jederzeit geändert werden könne. Die Verleger hätten nicht nur keine Sicherheit, sondern den starken Eindruck, dass die SRG die Spielregeln ändern wolle.
Datenplattform statt Admeira
Das Werbeunternehmen Admeira betreffen weitere wesentliche Forderungen des Verbands. Die Westschweizer Verleger fordern nichts weniger als den Rückzug der SRG aus dem Werbekonglomerat – darüber müsse der Verband SCHWEIZER MEDIEN noch diskutieren.
Jedenfalls aber verlange man eine Branchenlösung für eine Datenmanagement-Plattform, auf der die Swisscom-Daten allen Interessierten zur Verfügung stehen. Damit würde ein wesentlicher Streitpunkt beseitigt. «Generell halten wir am Standpunkt fest: Alles, was der Markt bereit ist zu leisten, muss die SRG nicht auch noch anbieten», sagte Wanner.
Zurück auf die Übersichtsseite