Peter Hossli hat ein Buch geschrieben über den Beruf des Reporters. Mit der Relotius-Affaire hat es erhöhte Aufmerksamkeit verdient. Darum stellen wir es hier kurz vor.
Kurz vor Weihnachten ist der Journalismus erschüttert worden. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» machte publik, dass ihr Reporter Claas Relotius Dutzende seiner Geschichte gefälscht hatte. Der deutsche Journalist erfand Figuren, fantasierte Szenen und dichtete Zitate. Seine manipulierten Reportagen und Interviews wurden mehrfach ausgezeichnet und erschienen in renommierten Publikationen in Deutschland und der Schweiz.
Die Enthüllungen beflügelten jene, die von «Lügenpresse» und «Fake News» sprechen. Der Fall Relotius sei das Ende der Reportage, hiess es im Zuge der Aufdeckung.
Doch stimmt das wirklich? Der Schweizer Reporter Peter Hossli zeigt in einem neuen Buch, wie wichtig journalistische Regeln und Prinzipien sind, wie wertvoll eine Reportage sein kann, um einen Sachverhalt eindringlich darzustellen.
«Ein Reporter ist ein Handwerker,
im besten Fall
ein leidenschaftlicher.»
Peter Hossli
Hossli ist seit 25 Jahren als Journalist tätig. Aus nächster Nähe hat er über 9/11 berichtet, über die Flüchtlingskrise, den Fall Hildebrand, das Amerika von Donald Trump. Er hat nie aufgehört, das Büro zu verlassen, Menschen zu treffen, zu fragen, zuzuhören – und wahrheitsgetreu aufzuschreiben.
Wie er das macht, beschreibt er in seinen eben veröffentlichten Memoiren «Die erste Miete ging an die Mafia. Was ich bin: Reporter.» Schnörkellos schreibt er, warum er schreibt. Wie er Menschen dazu bringt, sich ihm zu vertrauen und zu öffnen. Wie aus einer vagen Idee eine Reportage, ein packendes Interview, eine erhellende Recherche wird.
Er sieht sich als Butler der Leserschaft, als Dienstleister in einer Demokratie und daher der Aufgabe verpflichtet, die Wahrheit so präzise wie möglich abzubilden. Die Innensicht eines Reporters ist ein Gegenentwurf zur vielbeschworenen Medienkrise. Ein bestärkendes Buch über das Erzählen guter Geschichten – und das Engagement für die Wirklichkeit.
Fakten sind das wichtigste Gut der News-Branche, schreibt Hossli. «Die Wahrheit ist ihr Sauerstoff. Geht diese Wahrheit in der Schreibe verloren, ist der Journalismus mausetot.»
Stimmen zum Buch
Neue Zürcher Zeitung, Rainer Stadler - Das anekdotenreiche Werk gleicht einer Liebeserklärung an den Beruf des Reporters, der hinausgeht, am Ort des Geschehens Fakten sammelt und die Perspektive der Akteure zu verstehen versucht – und dabei Gefahr läuft, die familiären Pflichten zu vernachlässigen. Man kann die teilweise selbstkritischen Bekenntnisse ebenso als Gegenentwurf zur Technologisierung der Berufswelt lesen, die durch die verschärften wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in ihren Grundfesten erschüttert wird. Von Berichten, die am Computer entstehen und auf dem Rezyklieren anderer Medienerzeugnisse basieren, hat Hossli entsprechend keine gute Meinung.
Jürg Lehmann, Ex-Chefredaktor Blick, Ex-Leiter Ringier-Journalistenschule - Es ist packend, informativ, intensiv, zärtlich, berührend, streckenweise mitreissend. Offen, direkt und unverblümt schilderst du Schauplätze und Begegnungen. Der Fotografie und der Arbeit der Fotografen bringst du den Respekt und die Anerkennung entgegen, die sie verdienen… Viele Schreiber stellen ja vor allem sich in den Mittelpunkt. Der Fotografie können sich wenig abgewinnen. Du aber lebst vor, was es heisst, wirklich als Team im Feld unterwegs zu sein.
Du weisst, was du willst, du machst klar, wie du Journalismus begreifst und umsetzen willst. Du schöpfst die Erfahrung aus deinen Reporterreisen voll und ganz aus. Die Handlungen und deine Sucht nach der Wahrheit treiben die Lektüre voran. Du benennst die Regeln des Handwerks präzise. Du machst dein Dilemma zwischen Familie und Beruf deutlich, und den Schmerz darüber auch. Aber du kannst nicht anders. Du bist, wer du bist.
Medienwoche.ch, Robert Ruoff - Das Buch gehört auf den Nachttisch aller Medienschaffenden, oder auf den Schreibtisch, oder greifbar ins Buchregal. Distanz schafft Vertrauen, redliches Interesse öffnet das Gegenüber, sorgfältig ausdauernde handwerkliche Arbeit bringt Leser, echte, hartnäckige Neugier ist die Triebkraft – das sind nur einige Leitbegriffe, die Peter Hossli in den Reflexionen über seinen Journalismus ins Spiel bringt.
Das Buch «Die erste Miete ging an die Mafia» ist im Werd Verlag erschienen, kostet 29. Franken und kann hier bestellt werden: www.werdverlag.ch