Die WAN-IFRA zeichnet jährlich den ausserordentlichen Einsatz für die Verteidigung und Förderung von Pressefreiheit mit dem “Golden Pen of Freedom” aus. Dieses Jahr wurde er posthum dem saudi-arabischen Journalist Jamal Khashoggi verliehen. Der Award anerkennt Khashoggis Engagement und Mut, die Wahrheit über Macht und Herrschaft in unbeschönendem Qualitätsjournalismus auszusprechen – was ihm das Leben kostete.
Im Konsulat ermordet
Am 2. Oktober 2018 betrat Khashoggi das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um Dokumente für die Heirat seiner Verlobten abzuholen. Er verliess es nicht mehr lebend. Obwohl die Regierung verneinte etwas darüber zu wissen, wurde später publik, dass sein Tod geplant war. Der saudi-arabische Generalstaatsanwalt bestätigte über einen Monat später den Einsatz einer Giftspritze.
Insgesamt elf Leute wurden angeklagt, fünf davon für die Todesstrafe. Trotzdem ist das Mass an Straflosigkeit gross, denn viele Angeklagte wurden nicht identifiziert. Dies widerspiegelt die weltweite Situation: 9 von 10 Journalistenmorden bleiben ungelöst.
Meinungsäusserung ist gefährlich
Saudi-Arabien erlaubt keine unabhängigen Medien. Journalisten, die Kritik aussprechen oder politische Probleme analysieren, riskieren die Kündigung oder eine Inhaftierung unter dem Schirm von strafgesetzlichen Bestimmungen, Gesetzen des Terrorismus oder der Internetkriminalität. Gemäss Human Rights Watch und Reporters Without Borders werden friedliche Aktivisten und Dissidenten willkürlich und wahrscheinlich unter Folterung über lange Zeiträume festgehalten. Ihre Anzahl habe sich seit Anfang 2017 verdreifacht.
Eine der Hauptstützen des Journalismus im Mittleren Osten
Ab den 1980-ern war Khashoggi für verschiedene Publikationen als Chefredaktor und Geschäftsführer tätig und erlangte in den 1990-ern vor allem durch seine Berichterstattung über den Krieg in Afghanistan Bekanntheit.
Als Enkel des Leibarztes des Gründers Saudi-Arabiens, König Abdul Aziz, und Neffe eines millionenschweren Waffenhändlers von König Fahd hatte er Zugang zur regierenden Elite Saudi-Arabiens. Spätestens ab den 2000-ern war er bekannt für seine Kritik an ebendiesen.
Wegen seinen Meinungskolumnen verlor er mehrfach nach kurzer Zeit seinen Job. Trotzdem trug Khashoggi regelmässig zu saudi-arabischen und internationalen TV-Sendern wie BBC, Al Jazeera und Dubai TV bei und veröffentlichte Meinungskolumnen für Al Arabiya. 2017 entschied er sich für ein Exil in den US. Bald veröffentlichte er regelmässige Kolumnen in der Washington Post und blieb ein vehementer Kritiker der saudi-arabischen Regierung.
Den vollständigen Artikel der WAN-IFRA können Sie hier lesen.