Printtexte informieren besser als Bildschirmtexte
25. Juli 2019
Eine Metastudie aus 54 Studien mit insgesamt mehr als 170'000 Teilnehmern zeigt, dass das Verständnis von langen Informationstexten auf Papier besser ist als auf dem Bildschirm, vor allem wenn der Leser unter Druck steht. Am 2014 lancierten Projekt sind fast 200 Forscher aus über 30 Ländern beteiligt. Auch der VSM setzt sich dafür ein, dass Lesefähigkeiten angemessen gefördert werden.
Aus den Ergebnissen in der Stavanger Erklärung lässt sich schliessen, dass das Bildschirmlesen mit den aktuellen Lern- und Lesemethoden einen negativen Einfluss auf kognitive Aspekte des Lesens hat:
- Lange Informationstexte auf Papier bewirken ein tieferes Verständnis als auf dem Bildschirm, besonders unter Zeitdruck.
- Das Lesen langer Texte begünstigt wichtige kognitive Leistungen wie Konzentration und den Aufbau eines Wortschatzes und stärkt das Gedächtnis.
- Übersteigertes Vertrauen in die eigene Verständnisfähigkeit führt dazu, dass Texte auf dem Bildschirm nur mit geringer Konzentration auf den Inhalt überflogen werden.
- Print hat weiterhin die Nase vorn: Unabhängig vom Alter oder der Vorerfahrungen im digitalen Bereich hat die Unterlegenheit des Bildschirms gegenüber dem Papier unter Lesern weiter zugenommen – auch bei Digital Natives.
- Der schnelle und wahllose Ersatz von Gedrucktem, Papier und Stiften durch digitale Technologien kann eine Verzögerung der Entwicklung des kindlichen Leseverständnisses und der des kritischen Denkens nach sich ziehen.
- Individuelle Unterschiede in den Fertigkeiten und Veranlagungen verschiedener Lernprofile beeinflussen die Fähigkeit von Kindern, digitale Medien gegenüber gedruckten zu nutzen und von ihnen zu lernen. Schüler sollten weiterhin gedruckte Bücher lesen. Sie müssen erst lernen, wie sie auch auf Bildschirmen ein tieferes Lesen und bessere Leseprozesse erreichen.
Papier macht als Träger für Medieninhalte und Werbebotschaften also weiterhin Sinn
Bevor Druckerzeugnisse vorschnell abgeschrieben werden, sollten folgende Forschungsfragen eindeutig geklärt sein:
- Ist die Anfälligkeit auf Fake News, Verzerrung und Vorurteile durch die Überschätzung der eigenen Lesefähigkeiten verstärkt?
- In welchem Leseumfeld und für welche Leser kann digitaler Text am nützlichsten sein?
- In welchen Bereichen sollte Papier gefördert und verteidigt werden?
- Existiert bei Bildschirmtexten die Tendenz zu immer fragmentierterem und unkonzentrierterem Lesen und involviert dies ein immer oberflächlicher werdendes Verarbeiten? Wird das Überfliegen auch auf das Papierlesen übertragen?
Was ist E-READ?
E-READ (Evolution of Reading in the Age of Digitalisation) ist eine europäische Forschungsinitiative: Eine breit abgestützte Gruppe von fast 200 renommierten Wissenschaftlern der Bereiche Lesen, Schreiben und Publizieren aus ganz Europa untersucht seit vier Jahren den Einfluss der Digitalisierung auf altbewährte Lesepraktiken. Der Forschungsfokus liegt darauf, wie vor allem Kinder und junge Erwachsene gedruckten und digitalen Text verstehen und behalten. In der Stavanger Erklärung machten sie die Erkenntnisse publik, die bei einem Treffen der Mitglieder und Stakeholder Anfang Oktober 2018 zusammengetragen wurden. Sie decken sich mit aussereuropäischen Befunden.
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