Studienreise des Departements Märkte nach Oslo
27. Februar 2019
Anfang Februar 2019 haben die Mitglieder des Departments Märkte eine Studienreise nach Oslo unternommen. Sie besuchten Amedia, einen führenden norwegischen Verlag. Pål Nedregotten, der Chef des Business Developments des Unternehmens, gab den Teilnehmern einen Einblick in den digitalen Regionaljournalismus seines Unternehmens.
Mit grosser, kräftiger Statur, hellem Teint und bestimmtem Gesichtsausdruck – so stellen wir uns einen Wikinger vor – und so sieht der norwegische Verlagsmanager Pål Nedregotten aus. Er navigiert Amedia, den grössten norwegischen Medienkonzern, in stürmischen Zeiten auf Erfolgskurs ins digitale Fahrwasser.
Bescheiden räumt Nedregotten ein, dass auch sein Unternehmen auf diesem Weg Fehler begangen habe. Anfangs habe man die Leser vergessen, um die sich eigentlich alles drehen sollte. Die Delegation staunt einen Moment – aber mal ehrlich, stehen jene in der Schweiz immer im Mittelpunkt? Ist das überhaupt erwünscht, wenn sich der Verleger dem demokratie-relevanten Service Public verpflichtet fühlt? Der Redner führt aus, man habe gemerkt, dass sich die User nur sehr bedingt für Politik, alltägliche Veranstaltungen und Kultur im eigentlichen Sinne interessieren. Bei einem Konzert seien Fotos des lokal verankerten Publikums mindestens so wichtig wie die Berichterstattung über den Anlass und Unfälle würden mehr Klicks generieren als politische Debatten. Storytelling mit einigen Tropfen Boulevard heisst das Rezept.
Das Unternehmen sei enorm gut darüber informiert, wer die zahlenden Abonnenten sind. Dies ist einer schonungslosen Datenanalyse zu verdanken. Dafür ist ein straffes Management verantwortlich. Die besten Markenbotschafter seien aber die 800 Journalisten des Mediennetzwerks. Die Studienreisenden staunen, dass auch Mikro-Redaktionen von 1,5-Stellenprozenten in der Provinz rentieren.
Man spürt, dass das Herz des ehemaligen Redaktors Nedregotten für Content schlägt. So erfahren die Teilnehmer schliesslich relativ wenig über den Werbemarkt. Auf diesem liege der Fokus nicht. Nach seinem dreistündigen interaktiven Vortrag entlässt der Wikinger die Schweizer in den Feierabend. Als Fazit nehmen sie mit, dass man den zahlenden Lesern genug „Value“ geben muss, damit sie sich einloggen und ihre Abos verlängern. Das Geheimnis, wie dieses Menu von Freiburg bis St. Magrethen schmecken soll, kann Nedregotten leider auch nicht lüften. Die Truppe verdaut die geballte norwegische Medienkost am Abend bei einem gemütlichen Essen im verschneiten Oslo.