Liebe Kolleginnen und Kollegen
Es ist schön, dass wir heute so hochkarätig versammelt sind!
Der Austausch unter seinesgleichen und die Pflege der Solidarität sind gerade in Zeiten des Wandels wichtig. Dazu passt der etwas kleinere Rahmen, der sich daraus ergibt, dass das Swiss Media Forum erst wieder im nächsten Frühling stattfindet.
Mit dieser Veränderung hat sich uns als Verlegerverband die Möglichkeit geboten, unser Jahrestreffen neu zu gestalten. Mich dünkt, dass unsere Geschäftsstelle unter der Führung von Andreas Häuptli eine gute Arbeit geleistet hat, und ich freue mich auf das spannende Programm und den gemütlichen Abend.
Das neue Format ist aber nicht in Stein gemeisselt, sondern wir bitten Sie um Ihre Rückmeldung und gerne auch Anregungen, damit wir unser Jahrestreffen in Ihrem Sinne weiterentwickeln können.
Das gilt auch für die Verbandsarbeit. Im Kern konzentrieren wir uns auf fünf Achsen
- die Medienpolitik bzw. das Lobbying zur Vertretung der Verlegerinteressen im politischen Prozess
- das Gattungsmarketing – mit Blick auf den Werbemarkt und auf den Nutzermarkt, dessen Bedeutung zunimmt
- das Thema der Medienkompetenz
- die Pflege und die Entwicklung des Savoir-faire in der Branche – die Login-Allianz ist ein gutes Beispiel dafür
- und schliesslich möchten wir als Voraussetzung für die genannten handfesten Ziele den Zusammenhalt pflegen und uns bei allen grossen Herausforderungen gemeinsam über das Privileg freuen, in spannenden Zeiten in einer Branche tätig zu sein, die über das Wirtschaftliche hinaus von grosser gesellschaftlicher Bedeutung ist.
Im vergangenen Jahr hat uns die Medienpolitik besonders beschäftigt. Das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Wir können als Erfolg verbuchen, dass das verunglückte Projekt für ein Gesetz über elektronische Medien vom Tisch ist.
Unsere grossen Bemühungen für den Ausbau der indirekten Presseförderung tragen erste Früchte. Dafür gebührt Christof Nietlispach, Gilbert Bühler und Andreas Häuptli ein grosses Kompliment. Aber wir sind noch nicht am Ziel und müssen wachsam bleiben, dass die Vorteile der heute geförderten Titel nicht geschmälert werden und dass der Ausbau der indirekten Presseförderung jenen neu zu fördernden Titeln zugutekommt, die zur demokratischen Meinungsbildung in unserem föderalistischen Land beitragen, d.h. in erster Linie den Lokal-, Regional und Sonntagszeitungen. Dafür ist essentiell, dass die indirekte Presseförderung auf die Frühzustellung ausgedehnt wird. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich.
Wachsam bleiben müssen wir auch in Bezug auf die Bestrebungen, neue Formen der direkten Medienförderung einzuführen.
Auch wenn wir die ideologischen Beweggründe dahinter nicht teilen, können wir sie verstehen. Von der Sache her sind die Bestrebungen schwer zu begreifen, weil keine Mängel aufgezeigt werden, die behoben werden sollten.
Augenscheinlich ist der Wunsch eines Teils der Politik, institutionelle Verbindungen zur Medienwelt zu schaffen oder mit anderen Worten auf das Medienangebot und damit auf die Medien Einfluss zu nehmen. Das ist gefährlich, eine Gefahr für die Freiheit der Medien. Und es ist rechtsstaatlich bedenklich, weil die Bundesverfassung die Möglichkeit direkter Medienförderung nur für Radio und Fernsehen vorsieht.
Immerhin scheinen die Verfechter neuer Formen der direkten Medienförderung zu anerkennen, dass öffentliche Gelder keinesfalls zur Finanzierung von digitalen Gratisangeboten eingesetzt werden dürfen und dass Angebote von etablierten Verlegern nicht gegenüber Start-ups benachteiligt werden dürfen.
Abgesehen von den rechtsstattlichen Bedenken müssen wir am Thema dran bleiben, um weitere Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. Es ist ja schon schwer genug, die digitale Transformation unserer Abomodelle gegen die gebührenfinanzierte Gratiskonkurrenz namentlich der SRG zu schaffen.
Wenn wir langfristig denken, ist die Medienkompetenz das wichtigste medienpolitische Anliegen.
Damit schliesst sich auch der Kreis zum Gattungsmarketing und zur Pflege und Entwicklung des Savoir-faire in der Branche. Denn Medienkompetenz sollten wir nicht als einseitiges pädagogisches Anliegen verstehen. Es geht im Austausch mit jüngeren Generationen auch darum, ihre Welt und ihre Bedürfnisse zu verstehen.
Damit bleiben wir à jour und relevant, das ist die wichtigste Voraussetzung für eine gute Zukunft der Medienbranche. Dazu beizutragen, ist und bleibt die nobelste Aufgabe unseres Verbandes. Darauf dürfen wir stolz sein, dafür, für Ihr grosses Engagement darüber hinaus und für Ihr Vertrauen möchte ich Ihnen heute, liebe Mitglieder, auch im Namen des Präsidiums und der Geschäftsstelle herzlich danken!
19. September 2019
Pietro Supino
Präsident Verband SCHWEIZER MEDIEN
Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle Verband SCHWEIZER MEDIEN unter Tel. 044 318 64 64 oder per E-Mail: contact@schweizermedien.ch. Besten Dank.
Bildquelle: Gaëtan Bally, KEYSTONE-SDA-ATS AG