Medien in Corona-Krise am Anschlag

  31. März 2020

Corona-Kolumne

Andrea Masüger, VR-Delegierter Somedia, Südostschweiz 

Medienschaffende erhalten in diesen Tagen ein gutes Zeugnis. Der kritische Medienbeobachter Kurt W. Zimmermann, ein alter Hase der Branche, schrieb kürzlich in seiner bekannten Kolumne in der «Weltwoche»: «Ich kann den Schweizer Journalisten zur Corona-Berichterstattung der letzten Tage nur auf die Schultern klopfen.» Noch kaum jemals habe er bei einem Medienrummel «einen solch nüchternen, sachorientierten, ernsthaften und ausgewogenen Journalismus erlebt».

In Notzeiten ist Journalismus tatsächlich enorm wichtig. Nicht umsonst hat der Bundesrat jahrzehntelang eine spezielle Armeetruppe im Hintergrund gehabt, die bei einem Zusammenkrachen der zivilen Medien die Information der Bevölkerung hätte sicherstellen müssen. Umfragen und Studien zeigen, dass sich die Bevölkerung bei wichtigen Fragen noch immer zu fast 90 Prozent über Zeitungen informiert, z. B. vor wichtigen Abstimmungen. Das Internet und die Sozialen Medien spielen nur eine kleine Rolle, sie dienen vor allem der Unterhaltung. Auch die Jungen wenden sich für wichtige Informationen vor allem an die klassischen Medien. 

Doch ausgerechnet diesen setzt die Corona-Krise derzeit enorm zu. Bei den Zeitungen wurden in den vergangenen Tagen gegen 80 Prozent der Werbeaufträge storniert – logisch, angesichts der Tatsache, dass nur noch wenige Läden geöffnet haben und von einer Rezession die Rede ist. Der Verlegerverband rechnet damit, dass in diesem Jahr die Printwerbung um 40 bis 60 Prozent einbrechen und um fast 400 Millionen Franken zurückgehen wird. Dies wäre die Hälfte des gesamten Jahresumsatzes der Branche. Viele Verlage haben Kurzarbeit angemeldet.

Doch im Mediengewerbe funktioniert dieses Instrument nur bedingt. Wo bleiben die Informationen für die Bevölkerung, wenn man die Journalisten in die Zwangsferien schickt? Viele Redaktionen arbeiten deshalb in diesen Zeiten auf Voll-, wenn nicht sogar auf Überlast. Immer deutlicher wird in dieser Krise, dass die Medien demokratierelevant sind. Ohne ihre Arbeit wäre die Bevölkerung in einem dunklen Zustand der Ungewissheit. Der Bundesrat wird deshalb in den nächsten Tagen eine Rettungsaktion für die Branche starten müssen, damit es nach der Krise nicht nur noch halb so viele Zeitungen, Radio- und TV-Stationen wie heute gibt.