Corona: 74% aus Expertenbefragung sehen Staatshilfe als nötig
04. Mai 2020
Bezahlmedien haben während der Pandemie von höheren Verkaufserlösen profitiert: Das Informationsbedürfnis der Bevölkerung ist gestiegen, weshalb die Mediennutzung und Zahlbereitschaft zugenommen haben. Trotzdem kompensiert das bei weitem nicht, was im Werbemarkt weggebrochen ist. Die Medien brauchen Hilfe vom Staat.
Publicom hat im Rahmen einer Studie über 40 Fachleute aus Medienunternehmen und Vertreter aus dem Medienjournalismus, der Werbung, der Kommunikationswissenschaft und aus Corporate Communications zu Entwicklungen in der Medienbranche in der aktuellen Krise befragt.
74% der Fachleute erwarten eine Nutzungszunahme bei bezahlten Zeitungen. Leserinnen und Leser vertrauen Qualitätsmedien seit Ausbruch der Krise immer stärker und sind bereit, für Zeitungsinhalte mehr zu bezahlen. Zwei Drittel der Experten nehmen an, dass Abo-Einnahmen und -Verkäufe steigen werden: Mehr als die Hälfte sieht eine Zunahme von bis etwa 10%, jeder Sechste sogar mehr.
Fast drei Viertel erwarten Staatshilfe für die Medienhäuser
Trotzdem werden die Medien durch die Corona-Krise massgeblich geschwächt: Den Zeitungen brechen die Werbeeinnahmen weg – und die Fachleute sind sich einig: Medienunternehmen werden auf die Krise «sicher» oder «wahrscheinlich» mit Entlassungen antworten. Der Trend zur Kurzarbeit wird sich wahrscheinlich verstärken (96%) und Unternehmen aus der Medien- und Werbebranche, die existenziell betroffen sind, könnten in die Insolvenz gehen (86%).
Der Strukturwandel wird in der Medienbranche durch die Krise weiter beschleunigt und die Branche wird sich nicht mehr auf das vorpandemische Niveau erholen – das erwarten etwa vier Fünftel der Befragten. 74% erwarten deshalb, dass der Bund den Medienhäusern zusätzliche Mittel bewilligen wird, weil es über den Markt kaum mehr möglich ist, demokratierelevante Medienangebote zu finanzieren.
Quelle: Publicom, DELPHINARIUM 1/2020. Raoul Steiger, 30. April 2020