Corona: Warum unabhängiger Qualitätsjournalismus nicht gratis sein kann

  24. März 2020

Auf den Social Media Plattformen kursieren viele falsche Meldungen und Theorien zum Corona-Virus. Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen wird immer grösser, aber nicht alle journalistischen Publikationen der unabhängigen Qualitätsmedien sind online kostenfrei zugänglich. Einige Stimmen fordern darum die Auflösung der Paywalls, wie beispielsweise der Satiriker Jan Böhmermann. Schliesslich hätten die Medien eine Informationspflicht und müssten ihre Beiträge für alle gratis zugänglich machen. Warum das falsch ist?

COVID-19 hält die Redaktionen auf Hochbetrieb – 24 Stunden lang. Zeitungen leisten vollen Einsatz, um die Leser und Leserinnen weiterhin mit den aktuellsten und qualitativ hochwertigen Informationen zu versorgen: Daten aufbereiten und visualisieren sowie Videos, Audiodateien und Text produzieren. Und ganz wichtig: die Verlässlichkeit der Informationen durch Faktenchecks sicherstellen. Das ist für die Verlage kostenaufwändig.

Wer nicht bereit ist, für diesen Mehrwert zu bezahlen, soll sich über den frei zugänglichen und umfangreichen Service public informieren, der bereits vorfinanziert wurde. Das Gemüse beim Bauern und das Brot beim Bäcker kosten schliesslich auch weiterhin – genauso journalistisch hochwertige Recherchen, Analysen und verlässliche Informationen. Unabhängige Zeitungen überleben genauso wenig wie der Bäcker, wenn sie ihre Brötchen – die kostenaufwändigen Recherchen, Analysen und Berichte – gratis anbieten. 

Die Medienbranche steht trotz steigender (Online-) Leserzahlen vor einem Finanzierungsproblem, weil die Werbeeinnahmen stetig sinken. Sie macht nun erste Fortschritte im digitalen Transformationsprozess: Nutzerinnen und Nutzer der digitalen Angebote sind zunehmend bereit, für Qualitätsjournalismus online zu zahlen – nicht erst durch die weltweite Gesundheitskrise, die das aber sicherlich verstärkt. Das Auflösen der Paywalls würde einen fatalen Rückschritt in diesem Bereich bedeuten. 

Es wurde für dieses Jahr schon genug abgesagt. Unabhängiger, hochwertiger Qualitätsjournalismus soll weiterhin stattfinden. Das muss finanziert werden. 


Quellen:

Stefan Schmid im St. Galler Tagblatt: 22.03.2020: Gratis Corona-Recherchen für alle? Warum guter Journalismus auch in der Krise etwas kostet

Arthur Rutishauser im Tages-Anzeiger vom 22.03.2020: Kritische Medien braucht es – jetzt erst recht

Andreas Schürer in der NZZ vom 21.03.2020: Unabhängiger Qualitätsjournalismus hat auch in Zeiten des Coronavirus seinen Preis – wie das Brot beim Bäcker auch