Google als oberster Chefredaktor im Netz?
26. November 2020
Editorial aus November-Newsletter 2020
Google setzt die Medienbranche immer weiter unter Druck. Nachfolgend drei Beispiele, die aufhorchen lassen.
Anfang Jahr hat Google angekündigt, Third-Party-Cookies – die für die Medienunternehmen äusserst wichtig sind für die Werbesteuerung – im Chrome-Browser (Marktanteil weltweit: 70%) ab spätestens 2022 zu unterdrücken.
Diesen Oktober hat Google angekündigt die Suchresultate noch ausgeklügelter anzuzeigen. Mit umfangreichen Snippets werden die Suchenden aber auch schon heute direkt auf der Google-Seite informiert. Nutzer müssen also nicht mehr auf den Link zur Original-Website klicken. Das sieht dann so aus:
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Das Nachsehen haben all die Website-Betreiber, die auf Werbefinanzierung setzen. Sie gehen komplett leer aus, Google entzieht ihnen die Lebensgrundlage - evil!
Ebenfalls im Oktober wurde Google Showcase aus dem Hut gezaubert. Google spielt sich jetzt auch noch als Chefredaktor des WWW auf. Der Tech-Gigant entscheidet mit welchen Medienhäusern zusammengearbeitet wird und damit auch, wer für seine Inhalte Geld erhält. Google gibt damit seine Neutralität auf.
Mit der Charme-Offensive setzt Google jetzt ein hartes Powerplay auf, das darauf ausgerichtet ist, die Medienwelt zu spalten und den Widerstand gegen das in der EU beschlossene, aber bisher – auch aufgrund des Widerstands von Google – noch kaum umgesetzte Leistungsschutzrecht, zu brechen.
Es gibt aber auch positive Zeichen. Das Bewusstsein bei den Verlegern wächst.
Früher hat man sich geehrt gefühlt, wenn man von Google für ein eingereichtes Projekt über die DNI eine Unterstützung erhalten hat. Letzthin hat sich ein Verleger auf meine Frage nach einem von Google mitfinanzierten Projekt schon fast dafür entschuldigt, Geld angenommen zu haben.
Mit freundlichem Gruss
Andreas Häuptli
Geschäftsführer VSM