Ansprache des VSM-Präsidenten Dr. Pietro Supino anlässlich der Dreikönigstagung vom 5.1.2022
Bun di bun an liebe Kolleginnen und Kollegen
Nach der Première vor einem Jahr begrüsse ich Sie auch heute aus dem Tele Züri Studio zur Dreikönigstagung des Verlegerverbands Schweizer Medien.
Als erstes möchte ich Hugo Bigi für die Gastfreundschaft danken!
Es wäre zwar schöner gewesen, persönlich zusammenzukommen. Aber die virtuelle Durchführung vor einem Jahr war eine gute Alternative und ein Erfolg, an den wir anknüpfen möchten.
Ich finde bemerkenswert, wie wir gelernt haben, mit der andauernden ausserordentlichen Lage umzugehen.
Der wichtigste Beitrag, den wir als Branche leisten können, ist die verlässliche Information der Bevölkerung über Fakten und Meinungen. Darüber hinaus bieten wir Einordnung und Orientierung.
Verleger ermöglichen professionellen Journalismus. Unabhängiger Journalismus ist eine Voraussetzung für ein freiheitliches demokratisches Gemeinwesen, die der Staat nicht selber schaffen kann.
Aber der Staat kann zu guten Rahmenbedingungen beitragen. Das Medienpaket, über das wir in der Schweiz am 13. Februar abstimmen, ist ein gutes Beispiel dafür.
Das Schwergewicht liegt auf dem Ausbau der bewährten indirekten Presseförderung. Der Ausbau ist notwendig, weil die Auflagen der gedruckter Zeitungen kleiner werden und dadurch die Kosten der Hauszustellung pro Exemplar steigen.
Diese Kostensteigerungen der Vertriebsorganisationen, namentlich der Post, gefährden das Geschäftsmodell der gedruckten Zeitungen. Zwar nimmt die Bedeutung digitaler Medien zu, aber gedruckte Zeitungen bleiben auf absehbare Zeit sehr wichtig für die demokratischen Meinungsbildung in der föderalistischen Schweiz.
Es wäre ein grosser Verlust, wenn die Versorgung der Bevölkerung mit gedruckten Zeitungen wegen der steigenden Vertriebskosten nicht mehr möglich wäre.
Im politischen Prozess ist der notwendige Ausbau der indirekten Presseförderung um weitere Elemente ergänzt worden, die auf eine Förderung der digitalen Transformation abzielen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die redaktionelle Unabhängigkeit der geförderten Medien nicht beinträchtigt wird.
Das war unser Standpunkt als Verlegerverband, und ich darf sagen, dass wir das Konzept eingebracht haben, bei der Onlineförderung an den Erträgen aus dem Lesermarkt anzuknüpfen. Damit entscheidet das Publikum, wer gefördert wird und damit ist die redaktionelle Unabhängigkeit vom Staat sichergestellt.
Weil das Medienpaket einen ganzen Fächer von Massnahmen umfasst, kann man im einzelnen natürlich unterschiedliche Meinungen vertreten. Gesamthaft betrachtet handelt es sich um einen guten Kompromiss, der wichtig ist, weil das Medienpaket für unsere Branche von existentieller Bedeutung ist.
Darum setzen wir uns als Verlegerverband für das Medienpaket und gegen das Referendum ein, das gegen das Medienpaket ergriffen worden ist.
Das Medienpaket ist eine notwendige aber nicht hinreichende Rahmenbedingung für eine gute Zukunft der Medienbranche. Es wirkt unmittelbar und ist zeitlich auf sieben Jahre begrenzt. Mittel- und langfristig ist genauso wichtig, dass in der Schweiz ein Leistungsschutzrecht eingeführt wird, wie es unsere Nachbarländer bereits kennen.
Die globalen marktmächtigen Plattformen betreiben ihr Geschäft mit journalistischen Inhalten, die sie von regionalen und nationalen Medienanbietern übernehmen. Sie sollen darum ihren Teil dazu beitragen. Das Leistungsschutzrecht schafft eine Basis dafür, dass jene geschützt und entschädigt werden, die in den Journalismus investieren.
Ohne Leistungsschutzrecht wird es in der Schweiz langfristig keine unabhängigen privaten Medien mehr geben können.
Bis zur Abstimmung im Februar ist für unseren Verlegerverband das Medienpaket die absolute Priorität. Danach werden wir uns weiter mit dem gleichen Durchhaltevermögen für ein Leistungsschutzrecht einsetzen.
Medienpolitisch wird 2022 ein entscheidendes Jahr werden. Auch sonst bin ich sehr zuversichtlich, wenn ich beobachte wie sich unsere Mitglieder dem Medienwandel stellen. Es hat niemand auf die Rahmenbedingungen gewartet, die es auch braucht. Sondern die allermeisten haben ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und überzeugen durch vielfältige Strategien auf der ganzen Bandbreite von der Pflege bewährter Qualitäten bis zu kreativen Innovationen.
Als Verband können wir unsere Mitglieder zum Vorbild nehmen und uns von ihnen inspirieren lassen. In diesem Sinn ist mein Vorsatz für das neue Jahr 2022, unser Präsidium zu verjüngen und die Diversität zu erhöhen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche ihnen viel Glück & Erfolg auf allen Wegen durch das neue Jahr!
Es gilt das gesprochene Wort. Das Video der Tagung wird in den nächsten Tagen auf YouTube aufrufbar sein.