Eine neue Studie beziffert die Summe, welche Google an die Schweizer Medien zu entrichten hätte, auf mindestens 154 Millionen Franken.
Internationale Tech-Giganten wie Google & Co übernehmen journalistische Inhalte der Schweizer Verlage für eigene Services und verdienen damit Geld, ohne die Medienunternehmen und Medienschaffenden dafür zu vergüten. Eine neue Studie, welche von Top-Ökonomen der ETH Zürich und der Universität Zürich wissenschaftlich begleitet worden ist, belegt nun eindrücklich, warum eine faire Vergütung an die Medienunternehmen gerechtfertigt und notwendig ist.
Gemäss der Studie, welche Google ins Zentrum ihrer Untersuchung stellt, sind die Medien der wesentliche Faktor für den Erfolg der Suchmaschinen bei aktuellen Informationen. Für die Userinnen und User ist Google mit journalistischen Inhalten vollständiger, qualitativ hochwertiger und vertrauensvoller als Google ohne Medieninhalte. Die Studie zeigt weiter, dass Google viel öfter und intensiver genutzt wird, wenn journalistische Inhalte eingebunden sind.
Die Schweizer Medienunternehmen investieren jedes Jahr Hunderte Millionen Franken in qualitativ hochwertigen Journalismus. Die Studie bestätigt in diesem Zusammenhang, dass die Medien mit ihren Inhalten das Nutzungserlebnis und die Attraktivität von Google messbar positiv verbessern, die Medien trotz dieser zentralen Leistung in kommerzieller Hinsicht aber meist leer ausgehen, weil die kommerzielle Nutzung im Google-Ökosystem bleibt. Die Studienautoren rund um den Top-Ökonomen Ernst Fehr von der Universität Zürich sprechen in diesem Zusammenhang unmissverständlich von einem Marktversagen, welches einer Regulierung bedarf. Aufgrund der empirischen Daten hat die Studie schliesslich einen Wertbeitrag der Schweizer Medien für das Google Ökosystem errechnet und einen «Fair Share» abgeleitet, der auf Basis eines Marktvolumens für Search Engine Advertising von 1,1 Milliarden Franken bei mindestens 154 Millionen Franken liegt. Die Herleitung ist auch für andere Plattformen relevant.
VSM-Präsident: Internationale Tech-Plattformen jetzt in die Pflicht nehmen
Auch der Bundesrat anerkennt, dass die Digitalisierung zu einer neuen, kommerziellen Nutzung journalistischer Leistungen geführt hat, ohne dass diese Leistungen abgegolten werden. Vor diesem Hintergrund wird in Kürze der Start der Vernehmlassung zu einem Leistungsschutzrecht erwartet. Wie in der EU und vielen Ländern auf der ganzen Welt sollen die journalistischen Inhalte auch in der Schweiz geschützt werden.
Für Andrea Masüger, Präsident des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN (VSM), ist klar: «Die Studie zeigt, dass das Leistungsschutzrecht notwendig und dringlich ist. Die Ergebnisse sind empirisch verbrieft, jetzt braucht es eine klare und geeinte Haltung der Politik und Gesellschaft für ein Leistungsschutzrecht, das die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten vor der Übermacht der Tech-Giganten schützt.»
Der VSM fordert die rasche und konsequente Einführung des Leistungsschutzrechtes. Von der Schweizer Regelung sollen gerade auch kleinere Medienverlage sowie die Medienschaffenden selbst profitieren.
Informationen zur Studie:
Die Studie «Der Wert von journalistischen Inhalten für die Suchmaschine Google in der Schweiz – Eine verhaltensökonomische Betrachtung zum Leistungsschutz» wurde von FehrAdvice & Partners AG, einem unabhängigen Forschungs- und Beratungsunternehmen im Auftrag des VSM durchgeführt. Die Studienarbeit wurde wissenschaftlich durch Ernst Fehr, Professor für Mikroökonomie und Experimentelle Ökonomie an der Universität Zürich und Stefano Brusoni, Professor für Technologie und Innovationsmanagement an der ETH Zürich begleitet. Weitere Informationen zur Studie finden Sie rechts unter "Downloads".
Weitere Auskünfte:
Für nähere Informationen zur Studie kontaktieren Sie bitte Alexis Johann (alexis.johann@fehradvice.com). Für generelle Anfragen zum Leistungsschutzrecht wenden Sie sich bitte an Stefan Wabel (stefan.wabel@schweizermedien.ch).