Am 10. Juni 2025 fand die Lokalmedientagung des Verlegerverbandes Schweizer Medien statt. Im Zentrum standen praxisnahe Einblicke in zentrale Zukunftsthemen der Regional- und Lokalmedien. In fünf Best-Practice-Sessions und einem Panel diskutierten Fachleute aus der Branche die strategischen, redaktionellen und technologischen Herausforderungen – und zeigten konkrete Lösungsansätze auf.
Marianne Läderach, Leiterin des Medieninstitutes des VSM, wies in der Begrüssung auf die hohe Teilnehmerzahl von rund 90 Vertreterinnen und Vertretern lokaler und regionaler Medienverlage und Gästen hin. Im Begrüssungsgespräch «Lokales im Zentrum» zeigten sich VSM-Präsidiumsmitglied Martina Gammeter und Direktorin Pia Guggenbühl erfreut über das Interesse. Die Lokalmedientagung sei eines der wichtigsten Instrumente für den Verband, um seine Mitglieder mit lokalen und regionalen Titeln zu unterstützen.
Formate fürs junge Publikum – und ihre Vermarktung
Wie sich auf der Grundlage von User Needs ein journalistisches Format für junge Zielgruppen entwickeln, regional verankern und erfolgreich vermarkten lässt, zeigte Nina Siegrist, CEO der Meier + Cie AG. Sie präsentierte ein entsprechendes Projekt der Schaffhauser Nachrichten mit Social-Media-Inhalten, die von jungen Mitarbeitenden «peer to peer» produziert werden. So sind bereits Kooperationen mit nationalen und regionalen Werbepartnern oder Stiftungen entstanden.
Was bedeutet redaktionelle Qualität, und wie lässt sie sich im journalistischen Alltag umsetzen und messen?
Drei Fachfrauen zeigten auf, wie redaktionelle Qualität konkret gelebt und weiterentwickelt werden kann. Sylvia Egli von Matt, ehemalige Direktorin des MAZ und Vizepräsidentin der Eidgenössischen Medienkommission, Flavia Rivola, Chefredaktorin der Surseer Woche AG, sowie Jocelyne Page, Chefredaktorin und Journalistin beim Anzeiger von Saanen (Müller Medien AG) besprachen ein Projekt zur interaktiven Einbindung der Leserschaft in der Surseer Woche. Über einen Leser:innen-Rat, der die soziodemografische Vielfalt der Bevölkerung abholen soll, erhält die Redaktion ein besseres Gespür für die Ansprüche seiner Leserschaft. Der Rat trägt zu konstruktiven Diskussion bei und erarbeitet praktikable Tipps für die Redaktion.
Lokalzeitung ohne Print – Wie Verlage in der Region die digitale Zukunft gewinnen
Die Zukunft lokaler Medien liegt in neuen Formaten, digitalen Inhalten und innovativer User Experience. Meinolf Ellers, Geschäftsführer der #UseTheNews gGmbH und Gründer zahlreicher Medieninnovationsprojekte wie DRIVE, skizzierte, wie Verlage ihre Rolle als Moderatoren lokaler Gemeinschaften neu definieren können. Mit Hilfe von KI, zielgruppenorientierten Inhalten und digitalen Dialogformaten eröffnen sich neue Chancen zur Ansprache jüngerer Zielgruppen und zur nachhaltigen Relevanz in der Region. Ellers sieht eine Lokalzeitung nicht als Produkt, sondern als Funktion. Das klassische Abo-Modell wird in Zukunft auslaufen und durch personalisierte Angebote abgelöst werden, prophezeit der Experte.
Mit ChatGPT zur Jugend – das Projekt «Brudiland»
Künstliche Intelligenz kann helfen, Jugendliche für aktuelle Themen zu interessieren und zu überraschen. Daniel Bargetze, CEO der Vaduzer Medienhaus AG stellte das Projekt «Brudiland» vor. Die Idee: aktuelle Nachrichten in jugendgerechte Sprache zu übersetzen – ein Experiment mit Potenzial zur Entwicklung auch für andere Redaktionen. Dabei setzt der Liechtensteiner Verlag auf ChatGPT, gestützt auf die originalen, redaktionellen Artikel der Zeitung «Vaterland». Das im Aufwand sehr kostengünstige Projekt berge Potenzial und Chancen, aber auch Gefahren. Man feile noch an der Qualität – der kontrollierende Blick der Redaktion ist nach wir vor unvermeidbar – und versuche nun, die Inhalte auch auf Social Media zu bringen.
Vom Print zum E-Paper: So digitalisieren wir unsere Leserschaft
Die Digitalisierung der bestehenden Leserschaft stellt viele kleinere Verlage vor Herausforderungen. Martin Oswald, Leiter der Sparte Regionalmedien und Mitglied der Gruppenleitung der galledia group ag, zeigte anhand ihrer konkreten E-Paper-Kampagne, wie sich bestehende Print-Abonnentinnen und -Abonnenten erfolgreich für den digitalen Umstieg gewinnen lassen. Die vorgestellte Strategie bot praxisnahe Einblicke in Umsetzungsprozesse mit klar erkennbarem Nachahmungspotenzial: Oswald berichtete von erfolgreichen persönlichen Briefen und von wirkungsvoller Unterstützungsleistung für die ältere Leserschaft beim Umstieg ins Digitale.
Panel zu kantonaler Medienförderung: Welche Massnahmen wirken und wie überzeugt man die Politik?
Effektive kantonale Medienförderung braucht politische Überzeugungskraft und passende Instrumente. Im Panel diskutierten Christoph Nussbaumer, CEO der Freiburger Nachrichten und Mitglied des VSM-Präsidiums, der Freiburger Grossrat Bernhard Altermatt (Die Mitte) sowie der Strategieberater Konrad Weber. Moderiert von Andreas Zoller, Leiter Public Affairs des VSM, beleuchtete die Diskussion unterschiedliche Perspektiven aus Verlag, Politik und Beratung – und zeigte auf, wie regionaler Journalismus gezielt gestärkt werden kann. Kantonale Medienförderung sei als Ergänzung zu einer gesamtheitlichen, nationalen Strategie zur verstehen und können vor allem als Labor dienen, waren sich die Panelisten einig.
Fotogalerie Lokalmedientagung 2025 persönlich.com | Bilder © Gian Kaufmann
Nina Siegrist (Schaffhauser Nachrichten) im Gespräch mit Nick Lüthi, persönlich.com: Warum Medien erfolgreicher sind, wenn sie nicht nur informieren