fög Jahrbuch 2025: Bedarf für KI-Vergütung anerkannt

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Zürich, 27. Oktober 2025. Das Jahrbuch Qualität der Medien 2025 des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft fög belegt: KI-Bots setzen stark auf journalistische Quellen und es besteht Bedarf für eine Regulierung angesichts der ungefragten Kommerzialisierung durch KI-Anbieter. Auch die Anzahl Newsdeprivierter steigt weiter an: Fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung konsumiert 2025 journalistische Nachrichten selten bis gar nicht – das fög sieht richtigerweise Handlungsbedarf.


«Die fög-Ergebnisse zur Nutzung journalistischer Inhalte durch Künstliche Intelligenz sind brisant und unterstreichen unsere Forderung nach einer verbindlichen KI-Regulierung», sagt Andrea Masüger, Präsident des Verlegerverbands SCHWEIZER MEDIEN (VSM). «Sie belegen, dass KI-Bots wie ChatGPT oder Perplexity in erheblichem Umfang Medieninhalte zurückgreifen.» Als eine der drei zentralen Schlussfolgerungen der Studie empfehlen die Forschenden, dass in der Medienpolitik Lösungen zur Vergütung des Journalismus durch KI-Anbieter entwickelt werden.

Bei Fragen zu aktuellen Ereignissen und Nachrichten ist gemäss fög-Studie Journalismus der wichtigste Quellentyp (73,2% bei ChatGPT, 66,5% bei Perplexity). «KI-Anbieter tun dies unerlaubt und unbezahlt, ohne die Verlage für ihre Leistung zu vergüten», unterstreicht VSM-Direktorin Pia Guggenbühl. «Bei Fragen an KI-Chatbots zu aktuellen Ereignissen in der Schweiz ist die Relevanz von Schweizer Medien gemäss fög noch bedeutender.» Sie sind die zentrale Quelle (36,7% bei ChatGPT, 47,1% bei Perplexity) – rund zwei Drittel dieser Quellen stammen von privaten Medien. Zugleich enthält jede zehnte Antwort gemäss dem fög fehlerhafte Informationen – ähnliche Ergebnisse zeigt eine aktuelle EBU-/BBC-Studie. 

Notwendigkeit von Leistungsschutzrecht und Motion Gössi

Derweil erscheinen KI-Antworten durch das Anzeigen von Medienmarken als glaubwürdig: Chatbots wie auch Suchmaschinen profitieren vom Reputationstransfer der angezeigten Medienmarken, die ein verlässliches Qualitätslabel darstellen – ebenfalls ohne Kompensation der Verlage. Angesichts des jüngsten Roll-outs des KI-Modus von Google in der Schweiz unterstreicht der VSM die dringende Notwendigkeit des Leistungsschutzrechts sowie der Motion Gössi zum besseren Schutz des geistigen Eigentums vor KI-Missbrauch. 

Das fög bestätigt im Jahrbuch 2025 die VSM-Argumentation: Eine technische Lösung zum Schutz vor unberechtigtem KI-Zugriff wäre das Opt-out, doch schützt es eben nicht konsequent. Denn Chatbots stellen bei Fragen zu aktuellen Ereignissen Anfragen an Suchmaschinen (wie Google oder Bing), die davon ausgenommen sind. Zudem ist das Opt-out rechtlich unverbindlich, womit gemäss fög der politische Regelungsbedarf wächst, wie ihn die Motion Gössi adressiert. 

Zunahme der Newsdeprivierten: Politik und Bildungseinrichtungen gefordert

Die Anzahl der Newsdeprivierten unter der Schweizer Bevölkerung hat 2025 mit 46.4% gegenüber 2024 (45.7%) nochmals zugenommen. Die Ergebnisse zur News-Deprivation sind für die direkte Demokratie der Schweiz ein ernstes Warnsignal. Wenn sowohl Nachrichtenkompetenz als auch regelmässiger Medienkonsum abnehmen, erodiert das Fundament der politischen Teilhabe.

Die erneute Zunahme Newsdeprivierter hängt auch mit dem begrenzten gesellschaftlichen Fokus auf Medienkompetenz zusammen. Der VSM teilt die Einschätzung des fög, dass Bildungseinrichtungen und Politik dem Thema News-Deprivation wesentlich mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Informiertheit entsteht durch regelmässige direkte, vielfältige Nutzung journalistischer Inhalte. Seit vielen Jahren engagiert sich der VSM deshalb für die Stärkung der Nachrichtenkompetenz, unter anderem mit UseTheNews, gemeinsam mit der SRG und Keystone-sda.

Hohe Relevanz von Journalismus und Medienkompetenz

Das Jahrbuch zeigt zugleich: Das Vertrauen jener, die journalistische Medien aktiv nutzen, bleibt hoch. «Damit bestätigt sich, dass professioneller Journalismus seine Glaubwürdigkeit bewahrt», sagt VSM-Vizepräsidentin Ladina Heimgartner, CEO Ringier Medien Schweiz, die das Editorial des Jahrbuchs verfasste. «Den 46 Prozent Newsdeprivierten stehen 54 Prozent Menschen gegenüber, die nach wie vor professionelle Medien nutzen und schätzen – also immer noch sehr viele, die den vollen Einsatz von uns als Medienschaffenden verdienen».

Die fög-Ergebnisse spiegeln die Erkenntnisse der jüngst publizierten gfs-zürich-Studie im Auftrag des VSM: Journalistische Medien geniessen in der Schweiz deutlich höheres Vertrauen und Glaubwürdigkeit als Social Media. Auch die Werbung in journalistischen Medien wird als glaubwürdiger erachtet – das Bewusstsein darüber besteht eigentlich auch bei den Werbeauftraggebern, wie eine zweite Studie von PwC, ebenfalls im Auftrag des VSM, zutage brachte. Darauf basiert die VSM-Kampagne «Glaubwürdigkeit wirkt besser».

 

Kontakt:

Andrea Masüger, Präsident VSM, E-Mail anzeigen, 079 353 52 57
Ladina Heimgartner, Vizepräsidentin VSM, E-Mail anzeigen, 078 621 42 09
Pia Guggenbühl, Direktorin VSM, E-Mail anzeigen, 079 566 60 10